Mygo – Ein elektronischer Blindenhund und seine Möglichkeiten


Für blinde Menschen ist Mobilität mit viel Stress verbunden. Sie müssen sich ihre Routen genau einprägen und die Umgebung mit dem Gehör ergründen. In vielen Situationen, wie beispielsweise Umwelteinflüssen (Sturm, Regen, Schnee und Lärm), aber auch durch eine Erkältung wird ihnen die Orientierung erschwert oder gar unmöglich.

Hilfe kann ein Blindenführhund bieten, der den Blinden in dynamischen Bewegungen durch die Umgebung führen kann. Die blinde Person muss jedoch die Routen auch mit einem Blindenführhund genau kennen. Er agiert als Navigator und der Hund als Pilot. Da ein Blindenführhund aber großen finanziellen und zeitlichen Aufwand bedeutet, können sich nur wenige Blinde einen Blindenführhund leisten. Auch bemängeln viele Blinde, dass ein Blindenführhund in städtischer Umgebung nicht länger als zwei Stunden zuverlässig führen kann.

In Zusammenarbeit mit etlichen blinden Personen und Gruppen entstand das Konzept für ein Gerät, das die Eigenschaften des Blindenhundes besitzt und zusätzliche Möglichkeiten aufweist, die ein Tier nicht bieten kann. Mygo ist ein autonomes System, das nicht als Ergänzung zum Blindenführhund verstanden werden soll, sondern diesen vollständig ersetzt. Der elektronische Blindenhund führt den Benutzer in dynamischen Bewegungen um bestehende (statische und dynamische) Hindernisse. Das System besitzt eine ständige Standortbestimmung und hat eine innovative optische Sensorik integriert, die eine Vollszenenerkennung in Echtzeit erst ermöglicht.

Bedenkt man, dass ein Blindenhund bis zu 40.000 EUR kostet und in städtischer Umgebung nicht länger als zwei Stunden konzentriert arbeiten kann, ist Mygo mit einem voraussichtlichen Preis von 10.000 EUR und einer Laufleistung von sechs Stunden eine sinnvolle Alternative zum Blindenführhund. Nimmt man die in naher Zukunft ausgereifte Technik der Brennstoffzelle als Energielieferanten, ist eine Laufleistung von 40 Stunden gewährleistet.

Sebastian Ritzler

Diplomarbeit 2005

Muthesius-Hochschule Kiel

Betreuer:
Prof. Ulrich Hirsch