Pneo – Wohnen im Weltraum

Der Entwurf stellt die Entwicklung eines neuen Wohnkonzeptes für Weltraumstationen dar unter Berücksichtigung ergonomischer, ökonomischer und ökologischer Aspekte. Das Modul wird zusammengefaltet mit einem Raumtransporter in den Orbit befördert um sich, nach Anschluss an eine Raumstation, pneumatisch zu entfalten. Dort bietet es auf den drei Decks Wohnraum für vier bis sechs Personen.

Würdigung
von Prof. Richard Horden – TU München

Der Entwurf von Aleksandra Konopek ist eine Weiterentwicklung des pneumatisch entfaltbaren Transhab Raumschiffes, das von Constance Adams entworfen wurde, einer Architektin, die für Lockheed Martin und die NASA arbeitet. Einer der wichtigsten Vorteile der Konopek-Kugel ist das Mehrangebot an Volumen für die Astronauten im Weltraum. Mit steigender Nachfrage nach immer länger werdenden Raumflügen steigt auch das Bedürfnis nach mehr Komfort und mehr Raum. Die herkömmlichen Transportsysteme wie Space Shuttle und Ariane haben jedoch nur ein limitiertes Platzangebot in der Ladebucht. Die Entwicklung pneumatisch entfaltbarer Lebensräume ist eine der Voraussetzungen für die Erforschung des Weltraumes. Schon im Bereich der Solarzellen und Antennen konnten mit Hilfe der Falttechnik immer größere Dimensionen erreicht werden. Der Entwurf kombiniert diese zwei Techniken, um eine Kugel von 9m Durchmesser zu schaffen. In zusammengefaltetem Zustand wird diese aus der Ladebucht des Space Shuttle gehievt. Die äußere Hülle dieser Kugel weist einen ähnlichen Schichtaufbau auf wie beim Transhab, eine Kombination von aluminiumbeschichteten Kevlargeweben und Isolierung. Dieser Aufbau besitzt sehr hohe Wärmedämmeigenschaften, reflektiert die Sonnenstrahlung und ist im Stande, die Energie kleiner Meteoriteinschläge zu absorbieren.

Technische Daten
Weltraumtaugliche Materialien, Pneumatik
Ø 9600 mm
Modell im Maßstab 1:10

Aleksandra Konopek

1999

Bergische Universität – Gesamthochschule Wuppertal

Betreuer:
Prof. Tönis Käo

Institut für Raumfahrtsysteme – Universität Stuttgart

Betreuer:
Prof. Dr. Ernst Messerschmid

pneumatic.cyc – Pneumatisch betriebenes Liegerad


Im Zentrum dieses Konzeptes steht das Aufzeigen neuer, visionärer technischer und gestalterischer Lösungsmöglichkeiten für ein derartiges High-End-Sportgerät. Der Entwurf des stark wettbewerbsorientierten Liegerads entfernt sich deutlich vom gewohnten Erscheinungsbild eines Liegerads, um so die innovative Antriebstechnik der “Fluidic muscles” durch eine adäquate Gestaltung zu visualisieren.

Würdigung
von Jürgen Schröder – AUDI AG

Die Erfahrung aus der täglichen Arbeit zeigt eine zunehmende Gewichtung der innovativen Explorationsphase im Vorfeld des eigentlichen Designprozesses. Ebenso stark gewinnt die Nutzung aller Präsentations- und Kommunikationsmöglichkeiten im Rahmen der Neuen Medien an Bedeutung. Der einzelne Designer entdeckt sehr bald den Vorzug und die fast zwingende Notwendigkeit, als Teil eines Teams vernetzter Spezialisten zu arbeiten. Denn nur so kann die Komplexität zukünftiger Aufgabestellungen bewältigt werden. Interdisziplinäres Arbeiten muss ein Schwerpunkt der Ausbildung sein; hier muss an den Hochschulen verstärkt unterstützt, beraten und ausgebildet werden. Vor diesem Hintergrund standen die Bewerbungen für den diesjährigen Bayerischen Staatspreis für Nachwuchs-Designer, deren kreatives Niveau beeindruckend war. Es bedurfte intensiver Auseinandersetzung um aus den zahlreichen Arbeiten die Preisträger zu bestimmen. Zunehmend spielen bei den Bewerbungen die Neuen Medien eine größere Rolle, vermehrt werden Datenmodelle eingesandt. Dabei ist es um so wichtiger richtig zu inszenieren, und in Form von Prints und/oder Animationen virtuelle Modelle im Wettbewerb mit realen Modellen adäquat zu präsentieren. Um so einstimmiger fiel die Wahl bei den Einsendungen zum Bayerischen Staatspreis für Nachwuchs-Designer auf diejenigen Kandidaten, die es verstanden, sowohl mit der innovativen Konzeption, aber auch mit ihren Texten, Zeichnungen und dem endgültigen Präsentationsmodell oder einem virtuellen Modell die Jury zu beeindrucken. Einer der beiden diesjährigen Preisträger im Bereich Industriedesign ist Patrick Scholl mit seinem Entwurf pneumatic.cyc. Dabei handelt es sich um ein Freizeitsportgerät, ein Liegefahrrad mit neuartiger Kraftübertragung. Anstatt wie üblich über einen Kettenantrieb wird das Hinterrad über zwei Kolbenpumpen und zwei sogenannte Fluidic Muscles angetrieben. Bei diesen Fluidic Muscles handelt es sich um mit textilen Verstärkungen versehene Kontraktionsschläuche, die beim Befüllen mit Druckluft ihren Querschnitt erweitern und sich in Längsrichtung zusammenziehen. Dadurch setzen sie die Pumpbewegung des Fahrers in eine lineare Bewegung um, die durch ein Ratschensystem und ein elektrisches Planetengetriebe das Hinterrad antreibt. Die neue Kraftübertragung macht es möglich, dass der Fahrer nicht wie üblich auf dem Rahmen sitzt, sondern von dem Rahmen umschlossen wird. Die Schulterzüge verhindern ein Verrutschen des Fahrers auf dem Sitz und versteifen die Konstruktion entscheidend. So ist eine extremere Liegeposition bei einer insgesamt stabileren Rahmengeometrie möglich. “Form follows Function” heißt der gute alte Lehrspruch des Designs, aber erst neuartige Technologien machen es möglich, gestalterische Quantensprünge zu vollziehen. Recherche, Konzeption und ausgeführter Entwurf des pneumatic.cyc sind von beispielhafter Qualität und Überzeugungskraft.

Und exakt dies ist die Besonderheit an dem Entwurf, mit dem es Patrick Scholl verstanden hat, eine neuartige Technik zu nutzen, um sich größeren gestalterischen Spielraum zu verschaffen und somit ein formal wie auch funktional innovatives Produkt zu entwickeln.

Technische Daten
2700×650×450 mm
Modell im Maßstab 1:1

Patrick Scholl

1999

Fachhochschule Darmstadt

Betreuer:
Prof. Othmar Wickenheiser