pCO2 – Messgerät für die natürliche Familienplanung


Würdigung

von Eckhard Tischer – Optische Werke G. Rodenstock

Bei dem von der Jury ausgewählten Produkt für einen Preis im Bereich Industriedesign handelt es sich um ein neuartiges Messgerät für die Familienplanung. Es dient zur Bestimmung der fruchtbaren beziehungsweise unfruchtbaren Tage innerhalb des weiblichen Zyklus. Mit diesem Gerät und der ihm zugrundeliegenden Methode kann Familienplanung sicherer, einfacher und, laut der Gestalterin, attraktiver werden.

Die bisher populärste Methode der natürlichen Empfängnisverhütung beruht auf der Messung der sogenannten Basal-Körpertemperatur – das ist die Ruhetemperatur morgens vor dem Aufstehen. Diese Methode hat aber gewisse Unsicherheiten, weil Stress, Reisen und Klimaveränderungen die Messergebnisse beeinflussen können und zu falschen Schlussfolgerungen führen.

Anne Bergner

Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart

Betreuer:
Prof. Lehmann
Herr Schönherr
Herr Theinert

Regenwaldbaumkronenforschungsluftschiff

Würdigung
von Konstantin Grcic – Konstantin Grcic Industrial Design

1969 startet die bemannte Raumfähre Apollo 11 ins All. Am 20. Juli 1969 setzt der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond: Neil Armstrong. Sein Funkspruch zurück zur Erde ist Legende: “One small step for man, one giant leap for mankind”. Der Journalist Russel Baker berichtet einen Tag später in der New York Times: “Hier ist er also. Der Mensch auf dem Mond. Dieser armselige, wunderbare Pfuscher. Kaum schafft er es, die Widrigkeiten auf dem täglichen Weg ins Büro zu meistern – aber geben wir ihm ein Stückchen Metall, ein paar Chemikalien, ein bisschen Draht und zwanzig bis dreißig Billionen Dollar Wumm! schon schießt er sich auf einen Felsbrocken eine Viertelmillion Meilen entfernt in den Himmel.”

Die Landung auf dem Mond hat unser Leben auf der Erde verändert. Der Mensch hatte das Unmögliche möglich gemacht. Der Glaube an die eigene Intelligenz und die Macht der Technologie schienen grenzenlos. Heute, gegen Ende dieses Jahrtausends, hat sich unsere Sichtweise relativiert. Die naive Vision einer stromlinienförmigen Zukunft ist längst der Realität der Gegenwart gewichen. Hatte uns der Blick zum Mond die Sicht auf die Erde verstellt? Die Welt ist kleiner geworden und ihre voranschreitende Zerstörung lässt sich nicht mehr übersehen. Die Sicherung unseres Lebensraums für die Zukunft ist die Verantwortung unserer Generation.

Kaum vorstellbar, dass es immer noch Regionen auf unserer Erde gibt, die von der Forschung unerschlossen sind. Die tropischen Regenwälder gehören dazu. Erst in den letzten 15 Jahren konnte die immense Bedeutung des Baumreichs von Wissenschaftlern belegt werden. Trotz einer Fülle von Einzeluntersuchungen sind komplexe ökologische Zusammenhänge jedoch kaum bekannt. Der junge Designer Axel Schmid hat sich in seiner Diplomarbeit mit dem Thema der Regenwaldforschung beschäftigt. Ein Bericht in der Zeitschrift National Geographics hatte ihn auf die Problematik aufmerksam gemacht: Umfangreiche Studien des Regenwalds wurden vor allem deswegen verhindert, weil der Zugang in das bis zu 70 Meter hohe Kronendach nur unter widrigsten Bedingungen möglich ist. Konnte es denn schwieriger sein, einen Menschen in das Dickicht des Regenwald zu befördern, als ihn auf den Mond zu schießen? Mit der Akribie eines Wissenschaftlers hat sich Axel Schmid in die Thematik eingelesen und in Fachkreisen recherchiert. Neugierig wie ein Forschungsreisender hat er seine Projektmission betrieben.

Das Resultat ist von verblüffender Einfachheit. Ein kleines, elektrisch angetriebenes Luftschiff, mit dem sich der Wissenschaftler über die Bäume hinweg in die Tiefe des Regenwaids manövriert. “Behutsam und zum Wohl des Waldes, nicht aggressiv und brutal”, so beschreibt Axel Schmid das Motiv seines Entwurfs. Er hat einen mit Helium gefüllten Ballon konstruiert, unter dem der Forscher in einer kleinen Kabine hängt. Über eine Drehachse lässt sich der tropfenförmige Ballon sowohl als Luftschiff (Tropfen steht horizontal, Propeller gibt Vorschub), wie auch als Helikopter (Tropfen steht senkrecht, Propeller gibt Hub) fliegen. Mit einer Energiereserve von circa 2 Stunden steuert der Wissenschaftler sein Luftschiff über die Baumwipfel hinweg an die Stelle seiner Forschung. Dort landet er den Ballon sanft auf den Baumkronen und lässt sich mitsamt seiner Kabine über eine Seilwinde in die Tiefe der Baumwelt herab. Hier ist sein Arbeitsplatz. Mit Hilfe der Hubkraft seines Ballons steigt er nach getaner Arbeit wieder aus den Baumkronen auf und fliegt zur Basisstation zurück.

Axel Schmid überzeugte die Jury durch die geistige Reife seine Arbeit. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel ist eine auffallende Qualität seines Entwurfs. Ein Luftschiff für den Einsatz im tropischen Regenwald muss einfach konstruiert sein und verlässlich funktionieren. Bis in alle Details findet Axel Schmid technisch überzeugende Lösungen, die er sensibel zu gestalten vermag. Die Erfindung seines Luftschiff-Helikopters verbindet technische Innovation mit der Poesie der ersten Luftfahrtpioniere.

Axel Schmid steht mit seiner Arbeit stellvertretend für eine neue Generation von Designern, die sich mit Kreativität und Engagement der Verantwortung unserer Zeit stellen. (ohne dabei den Traum vom Fliegen zu vergessen!)

Am 20. Juli 1999 – also genau 30 Jahre nach Apollo 11 – könnte sich ein bemanntes Flugobjekt aufmachen in die unergründeten Tiefen des tropischen Regenwaids. Ein kleines Vorhaben für den Menschen – eine riesige Mission für die Menschheit.

Axel Schmid

Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Betreuer:
Prof. Sapper