Platzsparendes Schuhbehältnis


Würdigung

von Peter Nickl – Handwerkskammer für München und Oberbayern

Hans-Jürgen Spengler ist ein junger, selbständiger Schreinermeister, der sich an einer der Gestaltungsakademien des Handwerks in handwerklicher Formgebung fortbilden ließ. Eine solche Weiterbildung erfordert ein hohes Maß an Begeisterung, Einsatzfreude, Beharrlichkeit und Konsequenz, kann sie doch nur in über 1000 Freizeitstunden absolviert werden.

Der hier mit dem Bayerischen Staatspreis für Nachwuchs-Designer ausgezeichnete Schuhschrank stellte die Abschlussarbeit an der Münchner Akademie für Gestaltung im Handwerk dar, mit der der Preisträger auch den Titel “Gestalter im Handwerk” erwarb. Die Aufgabenstellung Schuhschrank ist von ihm selbst gewählt. Die Aufbewahrung von Schuhen stellt bei den herrschenden Wohnbedingungen, vor allem in einer Großstadt, sehr oft ein großes Platzproblem dar. Wie lassen sich Schuhe fachgerecht platzsparend unterbringen?

Die Lösung, die hier angeboten wird, ist klar, einfach und überzeugend. Der 2,40 m hohe Schrank ist 64 cm breit und äußerst flach, im geschlossenen Zustand ist er nur 14 cm tief und kann in jedem Korridor angebracht werden. Er hängt an Schienen an der Wand und lässt sich über Rollen mit einem kleinen Griff von der Mitte her leicht aufziehen. Im geöffneten Zustand hat der Schrank eine völlig neue Form. Er ragt dadurch, dass die beiden Schrankhälften mit Hilfe der auf Schienen laufenden Rollen zusammengeschoben werden können, schlank in den Raum hinein. Die Schuhe lassen sich paarweise senkrecht zur Wand einschieben, während sie im geschlossenen Zustand parallel zur Wandfläche stehen. Die Höhe der einzelnen Schuhfächer kann je nach Größe der Schuhe leicht verstellt werden. Das Problem der Lüftung ist rationell durch Lüftungsschlitze, die Unterbringung des Schuhputzzeuges durch harmonisch integrierte kleine Schubläden gelöst.

Von seiner ästhetischen Erscheinung her ist der Schuhschrank von klassischer Strenge. Die Einfachheit der Form lässt den Charakter des kanadischen Ahornholzes voll zur Geltung kommen. Das einzige schmückende Element ist das Mittelteil des Schrankes, dessen Ornament sich funktionell aus der regelmäßigen Anordnung der Lüftungsschlitze ergibt. Herauszuheben ist die elegante farbliche Gestaltung im Inneren des Schrankes. Das verwendete dunkle Blau ist schmutz-unanfällig, der leichte Schwung der Einlegeböden nimmt auf die Schuhform Bezug.

Die Tatsache, dass dieser Schuhschrank auch in den kleinen, immer durchdachten Details überzeugt, ist ein Zeichen dafür, dass dieser Schrank nicht theoretisch am Reißbrett entworfen wurde, sondern dass er aus der Praxis kommt – aus der Praxis dessen, der tagtäglich seine Probleme mit der Schuhaufbewahrung hat und aus der Praxis des Schreinermeisters, der derartige Probleme rationell und einfach zu lösen weiß.

Hans-Jürgen Spengler