Dekoratives Licht


Würdigung
von Rido Busse

Als der Bayerische Minister für Wirtschaft und Verkehr 1987 den Staatspreis für Nachwuchsdesigner stiftete, hatte bei den zur Teilnahme aufgeforderten Hochschulen jeweils ein Dozent die Aufgabe übernommen, gemeinsam mit Kollegen drei oder vier der besten Diplomarbeiten des vergangenen Jahres auszuwählen, die dann von den Absolventen eingereicht werden durften. Es war also bereits eine Auszeichnung, von der Hochschule nominiert zu werden. Diese Auswahl sorgte für Qualität, bewiesen durch die beiden ersten Veranstaltungen. Mittlerweile wird das von den Hochschulen etwas lockerer gehandhabt. Resultat: Die Anzahl der eingesandten Arbeiten steigt, die Qualität aber sinkt überproportional. Für die Reputation einer Hochschule ist es besser, auf Einsendungen zu verzichten, als Diplomarbeiten offenbar ungefiltert durchzulassen, bei deren Anblick sich Veranstalter und Juroren veralbert vorkommen. So etwas führt zwangsläufig zur Blamage der Hochschule. Der Bayerische Staatspreis soll keine Arbeiten auszeichnen, die nichts anderes darstellen als das, was zugegebenermaßen ein Designbüro in 80 bis 90 % aller Fälle machen muss, nämlich Aufräumungsarbeit am Produkt leisten. Professionelle Designarbeit allein ist nicht aus- zeichnungswürdig, es muss etwas mehr sein.

Und wie dieses “Mehr” auszusehen hat, zeigen uns die beiden Preisträger. Mit dem Slogan “Lust durch Licht” könnte man die Arbeit des Preisträgers Henk Kosche überschreiben, denn es handelt sich um ein Gerät, mit dem vielfarbiges Licht raumgestaltend und dekorativ kreiert werden kann. Die Funktion: Ein Halogenspotlight wirft eng gebündeltes Licht durch metallbedampfte Filter, die bestimmte Farben (z. B. Rot) durchlassen, andere Farben aber reflektieren. Durch dieses Prinzip, in Verbindung mit Spiegeln, lassen sich alle Spektralfarben erzeugen, mischen und an Wand und Decke strahlen. Durch Hinzufügen bzw. Einschieben von gerasterten Linsen oder Lochblenden lassen sich bizarre und pittoreske Farb- und Formen spielerisch erzeugen. Die Möglichkeit, sich täglich Wände und Decken durch Licht, Formen und Farben neu zu gestalten, dürfte diese Arbeit für die Innenarchitektur interessant machen. Das Designmodell mit allen Funktionen bestach durch die Qualität der Ausführung.

Henk Kosche

Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein, Halle

Betreuer:
Prof. Jung
Herr Langenhagen
Herr Dworschak

Ventilator


Würdigung
von Rido Busse

Stephan Wolf lieferte eine in positivem Sinne “windige” Diplomarbeit ab: Drei Ventilatoren, die er gerne als Einheit betrachtet wissen wollte. Die Jury konnte sich seinen Überlegungen hierzu nicht anschließen und entschied sich für nur einen der drei Prototypen. Die Funktion: Zwei von Wand zu Wand gespannte Drähte halten im Abstand von etwa 20 cm einen E-Motor, der in mittlerweile populärer Niedervolttechnik angetrieben und beliebig versetzt werden kann. An seiner senkrechten Achse hängt ein 2-mm-Drahtseil bis fast auf den Boden. Durch ein Gewicht am Ende wird das Seil gestrafft. Etwa in der Mitte des Seiles sitzt ein fächerförmiges Teil symmetrisch auf, das Ventilation erzeugt, sobald es in Drehung versetzt wird. Das Ganze wirkt wie ein Kunstobjekt, das in vielfältiger Gestalt produziert werden kann. Die simple, aber kluge Idee des durch Gewicht gespannten Drahtseils kann eine ganz neue, dekorative Produktgruppe entstehen lassen, die darüber hinaus ein sehr brauchbares technisches Feature hat. Präsentiert mit ordentlicher Funktionsmodellqualität.

Stephan Wolf

1990

Gesamthochschule Kassel

Betreuer:
Prof. Sommerlatte
Prof. Dr. Krauch
Herr Karnagel