Feststoffbetriebenes Werkzeug – Gas-Schlagschrauber


Das von einer Person bedienbare, mit einer chemischen Subtanz betriebene Werkzeug kann mit hoher Leistung über einen längeren Zeitraum unabhängig von einer festen Energiequelle arbeiten, z.B. auf Autobahnstrecken, Baustellen, in der Landwirtschaft, beim Montieren eines Strommastes.

Würdigung
von Rido Busse

Es kann festgestellt werden, dass der Begriff Design in Deutschland nunmehr allgemein bekannt ist. Fragt man aber danach, was dieser Begriff bedeutet, so erhält man in neun von zehn Fällen die Antwort: “Das ist die schöne Form drumrum”.

Selbstverständlich ist die Produktästhetik ein wichtiges Designkriterium, denn es geht bei ihr nicht nur um das, was visuell wahrnehmbar ist, sondern auch um die Akustik, die Haptik, die Olfaktorik und Gustatorik. Also auch darum, wie etwas klingt, sich anfühlt, riecht und schmeckt. In der Anteiligkeit am Produkt mehr oder weniger wichtig sind aber beim Design die Kriterien Funktion, Ergonomie und Fertigungstechnik. Diese Kriterien bestimmen, ob ein Produkt seine Aufgabe erfüllt, optimal zu handhaben ist und einen erschwinglichen Preis hat. Den Bayerischen Staatspreis für Nachwuchs-Designer erhalten 1988 zwei Designer, deren Arbeiten zum einen weit über dem Durchschnitt aller eingereichten Exponate liegen, zum anderen aber auch deutlich machen, dass Design mehr ist als nur Produktästhetik.

Ich möchte, ohne damit zu werten, beginnen mit der Arbeit von Alexander Benn. Thema der Arbeit: “Feststoffbetriebenes Werkzeug – Gasschlagschrauber”. Ein Thema, das mir zunächst nichts sagte und dessen Ausarbeitung sich erst bei näherer Beschäftigung mit den eingereichten Unterlagen als eine hervorragende Arbeit präsentierte. Es handelt sich um ein Gerät, das von stationärer Druckluftversorgung oder dem Stromnetz unabhängig arbeitet. Es kann also überall dort eingesetzt werden, wo derartige Energiequellen nicht vorhanden, generatorbetriebene zu umständlich oder batteriebetriebene zu schwer oder zu schwach sind. So z. B. auf Autobahnstrecken, Baustellen, in der Landwirtschaft oder bei der Montage von Weltraum-Stationen.

Funktionieren tut das Ganze wie folgt. Eine Revolver-Patrone ohne Projektil wird gezündet, der schlagartig entstehende Gasdruck wird in einen Behälter gepresst und von diesem dosiert auf eine Turbine abgegeben. Sobald der Druck in dem Behälter sinkt, wird automatisch die nächste Patrone gezündet, bis das Magazin leer ist. Die Jury war erstaunt darüber, wie weit das Designkriterium “Funktion” von einem Designer erfüllt wurde, denn die Konstruktion liegt konzeptionell fertig vor. Sehr hoch bewertete die Jury die Ergonomie, vor allem die der Beschickung. Hervorragend die Arbeitsunterlagen, die den Weg von der Idee bis zum jetzt vorliegendem Ergebnis umfassend demonstrieren, und lobenswert die Qualität des Modellbaus. Als weiterführender Wunsch darf angemerkt werden, noch einmal über die Textur der Oberfläche nachzudenken.

Alexander Benn

Recycling-Center


Das Recycling-Center sieht eine zentral aufgestellte Info-Säule vor, die für Umweltprodukte und -aktionen werben soll und gleichzeitig den Entsorgungsplatz beleuchtet sowie Altbatterien, Medikamente etc. aufnimmt. Die im Boden versenkten Container besitzen einen begehbaren Deckel mit Kopfsteinpflasterprofilierung und entsprechend dem Sammelgut gekennzeichnete Einfüllschächte.

Würdigung
von Rido Busse

Weiterer Preisträger ist Joachim Döring, dem der Preis für sein Recycling-Behälter-System zuerkannt wurde. Eine Arbeit, die mich besonders erfreute, weil es genau das ist, was ich mir seit dem Aufstellen der ersten Altglas-Behälter ständig gewünscht habe, nämlich diese hässlichen Behälter- und sie sind alle hässlich – unsichtbar zu machen. Die Idee ist simpel: Man versteckt den Behälter unter der Erde und lässt nur ein Befüllungsrohr mittig herausschauen, das gleichzeitig Halterung für die Greifer des Entsorgungs-Fahrzeugs ist. Zusätzlicher Vorteil des nur 70 cm hohen Befüllungsrohres ist, dass auch Rollstuhlfahrer und Kinder es benutzen können, was zur Zeit oft nicht möglich ist.

Mit dieser Lösung, die optische Ästhetik dadurch erzeugt, dass sie Hässliches verschwinden lässt, ist auch eine akustische Ästhetik verbunden. Man hört beim Füllen keinen Lärm mehr. Ein Problem, das in vielen Gegenden ein Benutzungsverbot während der Nacht zur Folge hatte. Ein weiterer Vorteil des Systems: Der Deckel des Behälters ist erdoberflächenbündig und begehbar. Es muss demzufolge kein Deckel über einem Loch geöffnet werden, aus dem dann erst der Behälter herausgezogen werden kann. Entleert wird das Ganze dadurch, dass der Boden – der aus zwei Klappen besteht- sich über dem Entsorgungsfahrzeug öffnet. Zusätzlich hat Joachim Döring eine Infosäule geplant, die den System-Aufstellplatz beleuchtet und markiert, Werbeträger sein kann und darüber hinaus Altbatterien, Medikamente usw. aufnimmt. Das System ist in verschiedenen Größen machbar. Ob es eine Vorrichtung geben muss, die während des Entsorgungsvorgangs die Grube sichert, müssen Gemeinden und Industrie entscheiden. Weiterführender Wunsch der Jury: Die Oberfläche des Behälters sollte auch mit dem umgebenden Bodenbelag versehen werden können.

Resümee: Eine Arbeit, die umgehend realisiert werden sollte und die trotz der durchschnittlichen Modellqualität als sehr gut bezeichnet werden kann.

Joachim Döring